Originales Vernehmungsprotokoll
une 14, 1645 to december 18, 1647
Confessio Peter von Rodenkirchen
Anno 1645 mercury 14 Juni hat der Verhafter Peter von Rodenkirchen seines alters dem ansehen nach 11 oder 12 jahr auf befragen der herren turmmeister auf Frankenturm bekannt dass er elterlos, und in den windeln anhero gebracht sein solle, habe sich von der Zeit an, bei seiner, bei Sankt Severins wall wohnender Pflegefrau welche sich ebenfalls wie auch er, mit betteln ernährt, aufgehalten
Gefragt was die Ursache sei, dass er zu Turm geführt worden?
Antwort: dies seie, dass er den armenstock zu Sankt Marien im Capitolio gestohlen, darzu ihm einer, hinter und vom habenden Poekell Claßgen genannt, und auf einer Krücken sich steuert verführt
Gefragt wie sie den Stock eröffnet?
Antwort: hätten den selben zwar nicht eröffnet sondern das gelt mit fischbein daraus gekratzet
Gefragt wie viel daraus bekommen?
Antwort: er habe 2 Blafferten und gemelter Claßgen auch 2 deren bekommen
Gefragt ob er der diebstucken nicht mehr ausrichten helfen?
Antwort: ja, habe aus an stiftung obgemeltes Claßgen bruders Jois, den Armenstock zu Sankt Jacob gestohlen und ebenfalls ein jeder 2 Blafferten daraus bekommen warüber sie von des offermans Jungen ertappt und angehalten, dass sie die Blafferten restituiren mußen, Er wäre zwar auch bei den Frauen brüdern angetragen worden Ob sollte er alda auch in der Kirchen den Stock gestohlen haben, welches doch nicht so, desto weniger doch nicht wäre er tapfer von ihnen mit Ruten gestrichen worden
Gefragt ob er nicht auf dem Armen stock alda ein Fettmänchen funden und daselbe zu sich genommen?
Antwort: ja
Gefragt warum er sagen dürfe dass er wegen des in der Kirchen genommenen Fettmänchen gestrichen, da doch bericht einkommen dass solches wegen des hasen machens geschehen
Antwort: das möge wohl wahr sein
Gefragt ob er dann hasen machen konne, und von wem er solches gelehrnt?
Antwort: ja habe daselb von einem auf der alter Mauern am Kriegmarkt wohnendem jungen Peter genannt gelehrnt, welcher nicht so groß als er und in leder gekleidet
Gefragt wie er dann selbige kunst gelernt, und ins werck richte, was für wort und sachen darbei gebrauche, und ob er dieselbe auf dem turm zu gebrauchen sich getraue?
Antwort: obgemelter Peter habe ihm die kunst in seiner mutter haus gelehrt, Nehme darzu einen Schürze lege ein holzchen darauf, und sage coras
da läuft der haß, getrau sich aber die kunst auf dem Turm nicht zu gebrauchen weil der haß über die stein laufen muss, und wann derselbe 5 häußer vorbei gelaufen dann bleibe das Schürze liegen, und ist alsdann der haß verschwunden.
Gefragt ob er nicht anderen jungen das hasen machen gelehrt, und welchen?
Antwort: ja dem jungen im Stauer Hof Johann genannt
Gefragt weil solche kunst sich nicht ohne Zutun des Teufels lernen laßet, ob er denselben dann auch gesehen, wo und wie oft?
Antwort: ja habe denselben an 3 verschiedenen ortern als nähmlich im Stauer Hof, im Bergischen Hof und auf der alter mauer in gestalt eines menschen welcher jeder zeit in seiden gewand gekleidet gewesen, gesehen, hab auch einmal 2 Blafferten von derselben bekommen welche er seiner Pflegefrau zuverwahren geben, im Stauer Hof habe den Teufel geflogen, im bergisch hof wie auch auf der alter mauer, gehen kommen gesehen; habe jedesmal stiefeln und pere und klauen an den füßen gehabt
Gefragt woran er den Teufel gekennt?
Antwort: habe von dem Jungen welcher ihm die kunst gelehrt, verstanden, dass der, welcher ihm erschienen der Teufel wäre.
Gefragt weilen er den Teufel so wol kenne ob er dann nicht mit auf den hexen Tänzen finden und sich darbei gebrauchen lassen, wo die oft, und was er vor Personen alda gesehen und gekennt?
Antwort: ja einmal auf dem Neumarkt bei der Mühle dahin er mit einer, neben seiner Frewen wohnender Pflegefrau Trin genannt gangen und habe damals der Teufel ihnen gefragt ob er mit tanzen wollte? Er Nein geantwortet, der Teufel ferner gefragt Ob er dann zusehen wollte? Er ihm geantwortet zu welchem end der Teufel ihm die Tür an der mühlen eröffnet und ihm essen und trink zugebracht und 2 blafferten an Fettmänchen geben, welche Er ebenfalls seiner Pflegefrau zuverwahren getan.
Gefragt was sie nach gehaltenem Tanz angefangen?
Antwort: hätten sich zu tisch gesetzt und zusammen gegessen und getrunken.
Gefragt wer ihm vom Tanz heim begleitet?
Antwort: der Teufel, und hätte obgemelte Trin ihm beschworen dass noch etwas bleiben sollte, und sie alsdann mitgehen wollte, dann sie noch etwas zuverichten hätten, dessen er doch nicht abgewartet
Gefragt ob der Teufel ihnen auch angegriffen?
Antwort: ja auf dem haupt darvon er ein Linkzeichen behalten, wäre auch noch vor 6 tagen am selbigem ort auf dem Tanz gewesen. Nach gehaltenem Tanz wäre einer über den anderen gefallen Inmassen er selbst über ein Mädchen so ihm der Teufel zugebracht, und er am Tanz geführt, Catharin genannt und ihm Mordhof bei der Weyerportz wohnhaft gefallen und darauf liegen blieben
Gefragt Ob er nicht Gott dem Almächtigen ab und hiefuro dem Teufel zu dienen zugesagt, wie, und an welchem ort sollches geschehen?
Antwort: ja auf dem Tanz am Neumarkt, alda er vor dem Teufel welcher auf einem Stoil gesessen, knien und diese wort sprechen müssen, wollte Gott absagen, und ihm hiefuro dienen, hätte auch die beide obgemelte Jungen welchen er das haßen machen gelehrt mit auf den Tanz geführt
Gefragt ob er sich nicht vermessen dass der Teufel ihm die Streiche so er bei den frauen brüdern bekommen, abgehalten?
Antwort: ja
Gefragt ob dann dem also?
Antwort: ja
Gefragt ob er nicht zu den frauen brüdern herrn gesagt wann sie ihnen je brennen wollten, dass sie ihm ein wenig der erden alda er verbrennt werden sollte mitteilen wollten und was er vor meinung darinnen gehabt?
Antwort: der Teufel habe gesagt dass er alsdann nicht verbrannt werden konnte
Gefragt ob der Teufel nicht bei währender incarceration sich bei ihm angemeldet, und in welcher gestalt?
Antwort: ja in gestalt eines mädchens , und habe ihm das beischlaffen angemutet Er aber dasselb recusirt, hab ihm auch offenbart dass heute examinirt werden, er aber nicht bekennen solle.
Urteil gegen Peter von Rodenkirchen
Alia confessio Peter von Rodenkirchen
Anno 1645 lunae 19 Juni hat der Verhafter Peter von Rodenkirchen auf ferner befragen der herrn thurmmeisteren bekändt wie folgt
Gefragt weil er unlängst in seiner bekänntnus unter anderm gestanden, mit auf den hexen Tänze gewesen zu sein, was sie dann vor Speißen alda geßen und genoßen?
Antwort: fleisch und roggenbrot hätten aber kein salz gehabt
Gefragt ob die anderen beide, welchen er das haßen machen gelehrt, und mit sich auf den Tanz geführt, auch vor dem Teufel kniend gott abgesagt?
Antwort: ja
Gefragt ob sich der Teufel auch nach beschehenem Verhör bei ihm in gestalt eines mädchens angeben?
Antwort: ja, komme noch täglich zu Ihm, unangesehen die Augustiner herren, daß gemach geweiht, ihm weiwasser zu trinken geben, und ein Agnus dei angehänkt, Eß wären auch die Patres Societatis bei ihm gewesen
Gefragt was ihm der Teufel in gestalt eines mädchens zugemutet?
Antwort: habe ihm gestern aus der gefängnis zuverhelfen versprochen, und an die stirn getastet und ein stigma geben Inmaßen dasselb nach eingenommmenem augenschein sich finden lassen
Gefragt wie oft der Teufel obgemelter gestalt bei ihm gewesen?
Antwort: Adendo hätte seinen willen sechs mal betrieben und ihnen pro succubo gebraucht
Gefragt ob der Teufel ihm nicht etwas anderes zugemutet?
Antwort: ja dass Er eine Kuh bezauberen solle.
Gefragt wie und mit welcher manieren und worten solches tun solle?
Antwort: hab es gewusst, wäre es aber jetzt vergessen
Lieferung Peter von Rodenkirchen
Anno 1645 Martis 20 Juni ist aus Befehl eines ersamen hochweisen Rats, durch zeitlichen Turm und gewaltrichtern der Verhafter Peter von Rodenkirchen dem herrn Schäffen Berchem als Stathaltern des herrn Greven beiseins doctoris Beckers und Licenti Gimnici beider Schäffen unten am Frankenturm unter dem blauen Himmel wie von alters bräuchlich mit scholt und unscholt kundt und kundtschaft geliefert gestalt demselben recht und kein unrecht wiederfahren laßen, welcher daselbsten angenomen und durch die richter Potten nach des Greven Keller geführt worden um ihm recht und kein unrecht wiederfahren zu lassen
Extremum supplicium Peter von Rodenkirchen
Anno 1647 Mercury 18 Decembris ist obgemelter Jung Peter von Rodenkirchen welcher ins dritte jahr hinter dem Greven gesessen durch Schäffen Urteil condemnirt und zu Melaten durch dem Scharffrichter mit dem Schwert hingerichtet.
Weitere Recherchen
Der elfeinhalbjährige Peter von Rodenkirchen, ein bettelnder Waisenjunge, wurde am Mittwoch, 14.06.1645, wegen eines Diebstahls in den Frankenturm gebracht. Nach den Verhören übergaben die Räte ihn am Dienstag, 20.06.1645, dem Greven. Erst nach mehr als zwei Jahren, am Mittwoch, 18.12.1647, wurde Peter wegen Hasenzauber, Schadenzauber und Teufelsbuhlschaft hingerichtet.
(Kemmerich, Sagt…, Einzelschicksale S. 254; Macha/Herborn, S. 154 f./162; Franken/Hoerner, 2000, S. 154
Quelle: http://meckertante.de/Genealogie/Gesammeltes/Ketzer_und_Hexenverfolgung_in_Koeln.html
Peter von Rodenkirchen wurde im Jahr 1634 geboren. Als er 11 Jahre alt war, wurde er in der Stadt Köln der Hexerei angeklagt. Den Vernehmungsprotokollen nach, verstarben seine Eltern, als er noch in den Windeln lag. Deshalb wurde er nach Köln gebracht.
Zur Zeit seiner Verhaftung lebte er an der St. Severin Brücke bei einer Pflegemutter namens Trin in der Nähe der Periferie der Stadt. Seine Pflegemutter bat Peter zum Lebensunterhalt beizutragen. In Peters Vernehmung spielte Trin eine Schlüsselrolle bei der Rekrutierung für den Teufelsdienst von Peter und einigen seiner Freunden, die in anderen Teilen der Stadt lebten.
Möglicherweise wurde Peter zuerstes durch Mitglieder des Karmeliter-Ordens bei der Stadtverwaltung angezeigt. Recherchen belegen, dass Peter versucht hatte, Kaninchen magisch zu transformieren. Dies hatte er Kindern vorgeführt, um seine Fähigkeiten in der Hexerei zu beweisen. Um dies nach seiner Festnahme zu beweisen, wurde er durch die Karmeliterinnen geschlagen.
Die Recherchen belegen außerdem, dass Peter in Begleitung eines Komplizen mehrere Diebstähle in den Kirchen von Köln begangen hatte.
Quellen leider unbekannt, werden noch nachgetragen.